Jost HEYDER . Benno NOLL . Ausstellungsfahne . 2007

Jost HEYDER
Benno NOLL

REFLEXIONEN

Ausstellung 18. Okt. bis 24. Nov. 2007

REFLEXIONEN

Galerie Späth . Wiesenstraße 22 . Coburg

Ausstellung
18. Okt. bis 24. Nov. 2007

 

Reflexion:
1. Das Zurückwerfen von Strahlen an der Grenze zweier Medien
2. Das prüfende, vergleichende Nachdenken, besonders über die eigenen Handlungen, Gedanken, Empfindungen

Übertragen wir diese lexikalischen Definitionen auf die beiden ausgestellten Malere Jost Heyder und Benno Noll, so bewegen sie sich an der Grenze zwischen äußerer und innerer Welt, zwischen Sehbild und Empfindungsbild.

Bei Malern wie Jost Heyder und Benno Noll haben wir den glücklichen Umstand, daß sich diese Grenze, diese Passage des Übertritts, in einer Art poetisch-bildnerischen Osmose vollzieht. Das Kunstwerk selbst wird zur Membran, die Künstler und Welt zugleich voneinander trennen und verbinden. Dabei ist der wahre Maler dazu berufen, frühere Errungenschaften zu festigen, ja zu bewahren, ohne neue Möglichkeiten zu leugnen. Alltägliche Realität wurd um die Dimension der individuellen Weltsicht erweitert. Die künstlerische Form vermag es, autonome, nur sich selbst gehorchende Kunstwelten zu schaffen, in denen herkömmliche Normen aufgegebensind und einzig die vom Künstler erhobenen Gesetzte Gültigkeit besitzen. Er ist es, der über sein Werk gebietet und der seinen Mitmenschen hierin neue Weltzugänge eröffnet.

Bei Heyder und Noll geht diese werkimmanente Reflexion immer vom Gegenständlichen aus. Kein Bild ohne die Qualität der Form. Aber auch keins ohne Inhalt. Immer tut es dem Werk gut, mit der Substanz des Gegenständlichen beschwert zu sein. Hier greift das Beckmann'sche Zitat "der Gegenstand mit seinem Widerstand ist die Macht, die mich zur Produktion zwingt". Überhaupt stehen beide in den Traditionslinien der Modernen Malerei.

Bei Heyder ist dies ganz eindeutig: trotz seiner zunächst expressiv-abstrakten Bildanlage, die im Arbeitsprozess naturalistisch überhöht wird, findet er stets zurück zum Gegenstand unddem ihm zugewiesenen Raum. Viele Wahlverwandtschaften mit großen Vertretern der klassischen Moderne sind erkennbar und die Sujets Portrait, Mehrfigurengruppen und Landschaft aktualisieren kunstgeschichtlich traditionsreiche Topoi, die nie wirklich aus der Malerei verschwunden sind, auch wenn mancher sie im 32. Jahrhundert für überholt halten mag. Solange sie imaginiert sind und nicht rein illustrativ daherkommen, haben sie bis heute nichts von ihrer unwandelbaren Strahlkraft verloren.

Heyders Teatrum Mundi zeichnet ihn als visuellen Chronisten aus, verstrickt in die Zwänge der Alltäglichkeit, des unterbewußt triebhaften und denen des eigenen Schaffens.

Dem gegenüber scheint bei Benno Noll alles Kalkül, auch wenn er im Arbeitsprozeß dem aleatorischen, zufälligen großen Raum gewährt. So ist dennoch die Auswahl der Sujets präzise udn konkret. Auf der einen Seite ist Noll Traditionalist, aber er ist auch in stetem Kampf gegen diese Tradition, geht manchmal sogar noch hinter sie zurück. Auf der Suche nach archetypischen Minimalzeichen wählt er aus dem Feld der schier unendlichen menschlichen Möglichkeitne Symbole aus, durch die dann in der Gesamtschau durch individuell-künstlerische Reflexion und Schöpfung eine spezifische Ordnung entsteht.

Werden und Vergehen, Transformation und menschenleere Interieurs als Spiegel unserer Befindlichkeit sind seine hinter dem reinen Abbild durchschimmernden Themen. Das Archaische ist ihm dabei wichtiger, als die Konkurrenz mit den Erscheinungen der Gegenwart.

Ähnlich wie bei Jost Heyder finden sich auch hier einfache, klare Kompositionen, reduzierte Zeichen, die durch ihre Ausgewogenheit und Balance der bildnerischen Mittel vollständig Genugtuung erfahren. Obwohl selbst gestaltend, wendet sich Noll gegen die Zurichtung der Dinge durch den Menschen. Noll's markantes Alleinstellungsmerkmal ist seit Jahrender erdig braune Rost, der in abertausenden winziger Partikel die Oberflächen seiner Bilder bevölkert. Eisen ist ein Grundelement unseres Planeten und verleiht den Werken eine gewisse Erdenschwere, Gravitationskräfte werden sichtbar gemacht. Das griechische Wort gravitas bedeutet zugleich Würde, die sich in einer wahrhaft humanistischen Kunst immer orten lässt.

Am Ende will ich den Kreis meiner Rede via erneut lexikalischer Deminition schließén:
Reflikant:
1. eine Absicht habende Person
2. aber auch ein Kauflustiger
Sie merken schon, worauf ich hinaus will!

Bei allem Idealismus bleibt letztlich auch der bildende Künstler dem Materiallen unterworfen und das Sein bestimmt auch bei ihm in nicht unerheblichen Maße das Bewußtsein.
In diesem Sinne vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und anregende Einkäufe.

Benno Noll, Laudatio zur Ausstellungseröffnung

di-sa 10 - 13 | di-fr 14 - 18 Uhr

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